Der Plankton-See
Hier sehen Sie eine Zufallsauswahl von „Erinnerungskristallen“, die sich bereits im Textpool befinden.
Studierende Mama, *1984
Spielzeug | Mein Kaufladen.
Diplom-Bibliothekar, *1965
Reise | An eine Reise in die Bretgane als Jugendlicher kann ich mich noch sehr gut erinnern. Meine Geschwister und ich haben eine Flaschenpost ins Meer geworfen, schon während des Urlaubs bekamen wir Antwort von einem Einheimischen. Meine Familie hat ihn besucht, er erzählte vom Krieg und dass er im U-Boot versenkt worden ist. Daher rührte seine "Nie-wieder-Krieg-Haltung" - das hat mich tief beeindruckt.
Schreibstudentin, *1994
Erster Computer | Ein uralter Toshiba oder Mcintosh, ist das daselbe? Er war ganz dick und schwer. Ich hab ihn von meinem Vater bekommen und schaltete ihn an auf einem dicken Knopf oben links. Da gingen auch noch Disketten rein. Ich habe Bibi und Tina drauf gespielt und erste Texte geschrieben.
Eine Frau, *1950
Gedicht | Mehrere. Das liebste ist mir das Herbstgedicht von Mörike.
Schreiberin, *1982
Großeltern | Meine Oma väterlichseits (geb. 1920) war ein sehr wichtiger Mensch für mich, was mir erst bewusst wurde, als sie vor einigen Jahren starb. Als wir klein waren, hat sie uns immer vorgelesen und eine Menge Bücher geschenkt. Leider konnten wir sie aus verschiedenen Gründen nicht oft sehen. Ihr Mann (geb. 1919) hätte lieber noch zwei Enkelsöhne gehabt. Er hat uns Blusen und Schmuck geschenkt und wollte, dass wir ständig "Ja, bitte" und "Nein, danke" sagen.
Meinen Großeltern mütterlichseits (geb. 1928 und 1929) sind nie ein besonders herzlich gewesen. Bei unserem Opa forderten wir hochgespannt Geschichten aus dem Krieg ein, die er auch lieferte.
Eine Frau, *1965
Mauerfall | Schwach
Apothekerin, *1954
Sommermärchen | Klar! Schöne Atmosphäre; ich fand Schweini und Poldi klasse!
Musiker, *1947
Mauerfall | Nein. Keine Erinnerung.
Kommunikationsmanagerin, *1980
Sommermärchen | Es war ein heißer Sommer und ich habe auf meine Abschlussprüfung gelernt, während alle anderen Fußball schauten.
Eine Frau, *1961
Gedicht | Ich habe keine Zeitung gelesen.
Ich habe keiner Frau nachgesehn.
Ich habe den Briefkasten nicht geöffnet.
Ich habe keinem einen Guten Tag gewünscht.
Ich habe nicht in den Spiegel gesehn.
Ich habe mit keinem über alte Zeiten gesprochen und
mit keinem über neue Zeiten.
Ich habe nicht über mich nachgedacht.
Ich habe keine Zeile geschrieben.
Ich habe keinen Stein ins Rollen gebracht.
Musiker, *1947
Gedicht | Christian Morgenstern: "Ein Hecht, vom heiligen Anton/ bekehrt, beschloss, samt Frau und Sohn,/ am vegetarischen Gedanken/ moralisch sich emporzuranken./ Er aß seit jenem nur noch dies:/ Seegras, Seerose und Seegrieß./ Doch Grieß, Gras, Rose floss, o Graus,/ entsetzlich wieder hinten aus./ Der ganze Teich ward angesteckt./ Fünfhundert Fische sind verreckt./ Doch Sankt Anton, gerufen eilig,/ rief nichts als: Heilig, heilig, heilig."
Krankenschwester, *1980
Erster Kuss | Na klar. War aber nicht so.......
Sozialpädagogin, *1954
Erster Schultag | Furchtbar, ich war nicht vorbereitet und ängstlich. Die Klassenlehrerein war sehr streng. Ich wollte vor allem lesen lernen, damit ich nicht mehr darauf angewiesen war, dass mir jemand vorliest.
Lehrer, *1986
Sommermärchen | In Chemnitz, gerade mit dem Sport- und Geschichtsstudium begonnen, war ich im Wohnheim im Freundeskreis der Trommler vom Dienst bei so ziemlich jedem Spiel. Dass man plötzlich überall alles in schwarz, rot und gold eindeckte, hat mich ziemlich angeekelt. Ich war ja eher für Frankreich. Die richtig Nationalen durften plötzlich machen, was sie eh schon immer wollten, und wurden dabei plötzlich auch noch von ganz Normalen unterstützt. Der Fremdenhass hat damals eine ganz neue Dimension erlangt.
eine Berlinerin, *1968
Großeltern | Ja, mit Opa bin ich immer mit der Berliner S-Bahn gefahrn und wir haben uns die ganzen Denkmäler angeguckt. Der Wilhelm unter den Linden. - Ne Friedrich...
Und dann habe ich immer eine Schnur an seinem Jackenknopf befestigt und ihn geführt. Da war er mein Pferdchen. Das hat er mit sich machen lassen. Und er hat immer gelacht wie Ernie. Das Lustige habe ich von Opa.
Schreiberin, *1982
Erster Computer | Der hat auf meinem Schreibtisch ziemlich viel Platz eingenommen und ich habe ihn als Dekorationsobjekt benutzt, weil ich ihn weder wollte noch brauchte. Sicher hatte mein Vater einen ausrangierten von der Arbeit mitgebracht, aber ich habe mich dem lange verweigert. Bin überhaupt nicht technikaffin.
Mann, *1967
Prominenz | Ja, zuletzt Horst Seehofer in der Menschenmenge anlässlich des Deutschlandfestes 2011 in Bonn. Ich habe ihn sogar fotografiert. Völlig idiotisch.
Musiker, *1947
Großeltern | Ich kannte nur meine Großmutter. Sie hat wunderbar gekocht, gern gekocht, und das gut-Gekochte auch gern gegessen. Sie war liebevoll, gutmütig und von einem unbeirrbaren Optimismus - auch dann noch, als sie zum Gehen schon zwei Stöcke brauchte. Und las pro Woche 4 kg Bücher, die ich als Bub aus der städtischen Leihbücherei für sie holte.
Personalreferentin, *1947
Millennium | Unvergesslich schön, in einem kleinen Dorf im Nordwesten von Zypern. Dort trafen sich nach Anbruch der Dunkelheit Einheimische und Touristen auf dem Marktplatz, ein buntes, fröhliches Treiben mit musikalischer Untermalung durch die der Dorfkapelle. Ausgelassen tanzten die Dorfbewohner, alle Altersklassen machten mit! Sie tanzten und forderte die Fremden zum Mitmachen auf Folkloristische Tänze, nicht gan einfach, mehr schlecht als recht. Alle waren lustig! Um 12.oo h erklangen die Glocken der kleinen Dorfkirche, es wurde schlagartig still, bis die Glocken schwiegen. Dann reichte man viele, große Kuchenbleche herum. In jedem Kuchen befand sich eine Mandel. Jeder bekam ein Stück ab, und wer die Mandel fand?? Was das bedeutete, habe ich vergessen, auf jeden Fall etwas Gutes - wie GLÜCK!
Redakteur, *1964
Vater | Oh, dominant, manchmal unbeherrscht. Oft hatte ich Angst vor ihm. Es gab oft Streit. Dennoch war er ein Vorbild. Er schien stark und souverän. Er wusste viel und organisierte alles. In Wahrheit war er ein ängstlicher Mensch. Erst später lernte ich ihn wirklich lieben. Sein Tod, verursacht durch eine falsche Infusion im Krankenhaus, war der traurigste Moment meines Lebens.
Buchhändlerin, 1962, *1962
Großeltern | Oh ja, sehr gute-meine Großeltern waren klasse, Opa verwöhnte mich, Oma war strenger-aber auch sehr lieb.
pensionärin, *1944
Sommermärchen | ja, ein aufregendes und völkerverbindendes erlebnis.
Musiker, *1947
Millennium | Ich war im Bosrucktunnel auf der Rückfahrt von Linz nach Graz. Als die Bummerin (Glocke vom Stephansdom) schlug, fuhr ich gerade über die Grenze von Oberösterreich zur Steiermark - mitten im Berg.
Ärztin, *1951
Spielzeug | Kaufmannsladen von meinen älteren Schwestern geschenkt, durfte nur selten bespielt werden.
Sozialpädagogin, *1954
Mauerfall | Ja, es war sehr aufwühlend, da ich in Dresden geboten bin und unsere Familie seit dem Mauerbau getrennt war.
Herr von und zu ..., *1968
Auto | Mein erstes eigenes Fahrzeug war ein kleines Feld-, Wald-, und Wiesenauto. Mit diesem bin ich damals regelmäßig zur Universität gependelt. Bis zu dem Tag, als eine Zylinderkopfdichtung den Strapazen nicht mehr gewachsen war.
Es erfolgte zwar eine notwendige Reparatur, aber zuverlässig zur Uni brachte mich dieses Vehikel bedauerlicherweise nicht mehr. Schade!
Germanistin, *1930
Mauerfall | Ich erinnere mich an den qualmenden Gestank der klapprigen Autos.
Die Östler im Westen teils unsicher und schüchtern, die Westler teils arrogant ("lassen Sie sich nicht irritieren." sagte ich zu einer Frau), und viele Leute aus dem Osten waren voller Neid und Haß und stellten sofort Forderungen ("ich schäme mich für meine Landsleute" sagte eine Frau aus Plauen)
Auffallend in Westberlin waren jetzt die schier endlos langen Schlangen der Männer vor den Beate Uhse Läden.
Eine Frau meinte, wir im Westen hätten ja alles und alles, erwähnte zum Beispiel den Videorekorder.Wir sagten wir hätten keinen.Das wollte die Frau durchaus nicht glauben.
dramelia, *1991
Gedicht | Nein, gar nicht. Ich kenn nur ein paar Anfänge, aber ein komplettes Gedicht nicht.
Theologin, *1968
Erster Schultag | Es gibt ein Foto von genau dieser Situation: vor der Klasse stehend, die Hände auf die Hüften gestützt, warte ich darauf, dass ich endlich durch eine Reihe Reifen hüpfen darf. Am Ende ist ein Tisch aufgebaut. Dort liegen die Zuckertüten. Meine hat einen Ball ganz oben drauf.
Schreiberin, *1982
Gedicht | Markt und Straßen stehn verlassen
Still erleuchtet jedes Haus
Sinnend geh ich durch die Gassen
Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm (?) geschmückt
Tausend Kindlein stehn und schauen
Sind so wunderstill beglückt
Und ich wandre auf den Straßen
Bis hinaus ins weite Feld
Hehres Glänzen, Heil`ges Schauern
Wie so still und weit die Welt
Sterne hoch, die Kreise schlingen
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigt's wie wunderbares Singen
Oh, du gnadenreiche Zeit.
Das musste ich seit frühester Kindheit jedes Jahr unterm Tannebaum aufsagen, sonst gab's keine Geschenke.
Schüler, *1997
Sommermärchen | Ja! Auch wenn ich immer sehr leidenschaftlich Fußball gespielt habe, habe ich mich nicht besonders fürs Fußball-gucken interessieren können. Dennoch habe ich immer die Deutschland WM-Spiele verfolgt und im Halbfinale gegen Italien, als Deutschland 0:1 hinten lag und mehrmals den Pfosten getroffen hat, den Ball aber einfach nicht rein bekommen hat und das Spiel schließlich 0:2 für Italien ausging, habe ich dann geweint.
Fotografin, *1963
Erster Schultag | Freudig, Hand in Hand mit meiner Zwillingsschwester, von der Mama begleitet.
Mann1959
Mauerfall | Die Bilder im TV sind noch vor Augen. Menschen, die über die Mauer steigen, Geld holen und den "Westen" entdecken wollen.
eine Schülerin, *1997
Erster Schultag | Als mir ältere Schüler vorgelesen haben, fand ich das beeindruckend und bildete mir ein, dass auch schon zu können.
Kommunikationsmanagerin, *1980
Mauerfall | nur ein wenig an die Fernsehbilder, aber etwas mehr an die vielen Autos von den Menschen, die bei uns im Supermarkt einkauften - wir wohnten nah an der ehemaligen Grenze
Volkswirt, *1943
Spielzeug | Metallbaukasten
Bankkaufmann, *1965
Sommermärchen | Die WM in Deutschland war der Hit. Die Kinder waren noch klein so dass ich immer zu Hause geschaut habe. Aber ein Fußballfest war es trotzdem. Ich habe mich sehr über die deutsche Lockerheit gefreut.
Malerin, *1950
11. September 2001 | Ich schaltete am Nachmittag zufällig den Fernseher ein und konnte kaum glauben, was ich da sah. Das Geschehen, wie die Flugzeuge in die Türme flogen wurde immer und immer wieder wiederholt.
pensionärin, *1944
Gedicht | alles fügt sich und erfüllt sich.
musst es nur erwarten können.
und den werden deines glückes
jahr und felder reichlich gönnen.
bis du diesen reifen duft der körner spürest
und dich aufmachst und die ernte in die tiefen speicher führest.
Lebenskünstlerin, *80
Erster Computer | Ich hatte nie einen eigenen.
Schülerin, *2001
Spielzeug | meine Puppen
Norddeutscher, *1962
11. September 2001 | Am 11. September 2001 saß ich vor dem Computer, nichts Böses ahnend. Eine Freundin rief mich an und sagte: "Mach schnell den Fernseher an". Von dem, was ich das sah, war ich wie betäubt. Am Abend des 11. September dachte ich: " Jetzt beginnt der dritte Weltkrieg“. Ich glaube, das dachten an dem Abend sehr viele Menschen.
Lehrerin, *1983
Erster Kuss | Ja! Lang erhofft, danach Zittern vor Glück.
Corporierter, *1959
Mauerfall | Ich war beim Zahnarzt und Frau Dr. (damals etwa 60 Jahre alt) meinte sichtlich erregt "jetzt kommen alle diese Kommunisten hierher..."
Ein Mann, *1966
Erster Computer | Mein erster PC hatte nicht mal eine Festplatte. Um vernünftig zu arbeiten, mußte ich ein zweites Laufwerk bestellen. 300 DM dafür waren für einen Studenten viel Geld.
Mann, *1965
Prominenz | Ja, das war im Alter von 20 Jahren in Essen, ein Rennfahrer, welcher zu der Zeit recht aktiv und erfolgreich war. Eine Begegnung auf einer Veranstaltung in Essen, sehr netter Kontakt, menschlich, ohne Berührungsängste.
Krankenschwester, *1980
11. September 2001 | Hatte grad mein Examen hinter mir und hab meine Unterlagen durchsortiert. Nebenbei lief der Fernseher. Die Meldung erschien im Lifeticker und dann in den Nachrichten. Dachte, es wäre ein Kinofilm und hab mich dann geärgert, dass das Programm unterbrochen wurde. Bis ich es dann begriffen hab.
Organisationsentwickler, *1972
Gedicht | Sorge sei lahm, Kummer sei blind, es lebe das Geburtstagskind! (Theodor Fontane)
Lehrer, *1986
Erster Computer | Den bekam ich ziemlich schnell, ein verrückt teueres Teil, das eigentlich nichts konnte. Damals hatten wir die Spiele noch auf Diskette. Aber die ersten Pornos wurden auch bald auf gebrannten CDs ausgetauscht.
Naturwissenschaftlerin, *1948
Spielzeug | Als klitzekleines Mädchen hatte ich einen Teddy und eine Puppe aus Pappmaché, die sich leider bei meinem Versuch sie zu baden auflöste. Später war ich Indianer und hatte eine Pistole mit Knallplätzchen. Früher durften Kinder noch mit solchen Sachen spielen und Abenteuer erleben.
Theologin, *1968
Mauerfall | Wir machten eigentlich Revolution in Halle/S. und realisierten es viel später, übermüdet in der Uni am nächsten Tag. Die Bedeutung und das Ausmaß kamen mit den Jahren...
Ein Mann, *1968
Gedicht | Fast alles von Robert Gernhardt. Aber das würde zu viel Zeit einnehmen, das hier alles abzudrucken.
Eine Frau, *1961
Millennium | Mit Freunden irgendwo in Brandenburg. Musste aber früh aufstehen und mit dem Zug zur Arbeit fahren am nächsten Morgen. Unspektakulär.
Rentnerin, *1948
Millennium | Unspektakulär! Wahrscheinlich in Berlin. Aber mit wem? Auf alle Fälle mit meiner Freundin
Fahrlehrer, *1935
Vater | Nur in den kurzen Urlauben der Kriegszeit erlebte ich ihn, erinnere mich der Spaziergänge, bei denen er liebevoll seine beiden Söhne an den Händchen führte. Die letzten Abendstunden vor seiner Abreise ohne Rückkehr, erzählte er der kleinen Familie Geschichten, denen wir begeistert zuhörten. Sein unglaublich herzliches Lachen bleibt mir auch noch heute, nach 70 Jahren, in guter Erinnerung.
Mann, *1973
11. September 2001 | Begeisterung darüber, dass die Amis auch mal aufs Maul kriegen mischte sich mit Angst vorm dritten Weltkrieg. Wir dachten in den nächsten Stunden fliegen die Atomsprengkörper.
Schreibstudentin, *1994
Erster Schultag | Ja. Meine Mutter hat mich in die Aula begleitet, wo wir sortiert wurden in Klassen. Wir mussten zum Lehrer, der einen Pinguin hochhielt, das war mein neuer Klassenlehrer und der Pinguin würde drei Jahre in unserem Klassezimmer bleiben und zuschauen. Als meine Mutter ein Foto von mir machte, rannte eine Freundin durchs Bild und alles verwickelte. Lars hatte als einziger eine Schultüte, weil nur er ein deutscher ist. Darauf waren Zebras, seine Lieblingstiere. Ich trug ein hellblaues Tshirt mit einer grünen Weinbeerschnecke drauf.
Ärztin, *1955
Erster Kuss | Es war ein sehr unangenehmer feuchter Probekuß mit einem Jungen aus der Nachbarschaft, mit dem mich keine besondere Zuneigung verband. Die spätern richtigen Küsse waren wunderbar.
Sozialarbeiterin, *1960
Sommermärchen | Ja. Ist aber nicht relevant
Buchhändlerin, 1962, *1962
Erster Kuss | Ja. War aber nicht so toll...
Mann1959
11. September 2001 | Bin im Büro. Da kommt ein Mitarbeiter und berichtet geschockt und entsetzt, was er gerade gesehen und gehört hat. Sobald wie möglich ökumenischer Gottesdienst als Ort für Entsetzen und Trauer und Angst. Immer wieder die Bilder der Flugzeuge und einstürzenden Hochhäuser.
Fahrlehrer, *1935
Stau | Kilometerlange Staus gab es schon oft auf der A 2. Nach der Wiedervereinigung bildeten sich auf der zweispurigen Bahn stundenlange Staus, die man wunderbar zu Gesprächen mit den Autofahrenden rundherum nutzen konnte.//
Einen Dreistundenstau konnte ich schon mal zum Fußballspielen nutzen, mit jungen Menschen, wovon einer Gitarre spielte, zu unserem improvisierten Ballspiel. Alles völlig entspannt.
Naturwissenschaftlerin, *1948
Erster Schultag | Nein - er muß langweilig gewesen sein. Aber schöne Fotos gibt es davon!
Ergotherapeutin, *1946
Erster Schultag | Ich erinnere mich besonders an meine Schultüte .Sie war bis zur Spitze mit Süßigkeiten aus dem Westen gefüllt .
Schülerin
Gedicht | Den "Zauberlehrling" von Goethe. Den habe ich in der 5.Klasse auf Klassenfahrt bei einer Talentshow aufgesagt. Ich habe sogar gewonnen und habe einen Eisgutschein bekommen. Ich mag auch das Gedicht "Warum die Zitronen sauer wurden" von Heinz Erhardt. Das war das aller erste, was ich auswendig konnte.
Apotheker, *1949
Mutter | Sie war eine sehr katholische aber fröhliche Frau vom Niederrhein, die sehr auf Anstand und Sitte hielt, die uns vier Geschwistern aber auch wichtige ethische und moralische Grundwerte vermittelt hat. Sie hat uns alle, auch den Vater, immer sehr verwöhnt, besonders was das Essen anging. Die Liebe, die von ihr ausging, hat sie auf uns und unser Leben übertragen. Leider war sie am Ende sehr krank...
Corporierter, *1959
Erster Computer | Ja, ein Sinclair ZX 81 gekauft in München im einzigen "Sinclair-Geschäft"
Drucker, *1946
11. September 2001 | Ich war gerade mit dem Auto auf einer Schnellstraße unterwegs, als die Meldung im Radio kam, es wäre ein Flugzeug in einen Turm des World-Trade-Centers geflogen. Das hat mich erschüttert und ich hielt bei der nächsten Gelegenheit an. Andere Autofahrer taten das auch.
Kurz darauf flog das zweite Flugzeug in den anderen Turm. Wir waren fassungslos!
Herr von und zu ..., *1968
Stau | Auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz, dieser liegt ca. 30 km von meinem Wohnort entfernt, muss ich täglich zweimal die Autobahn benutzen.
Daher wundert es mich ein wenig behaupten zu können, ich habe zwar schon des Öfteren in einem Stau gestanden, aber nicht so häufig, wie es statistisch zu erwarten wäre.
Professor, *1960
Stau | Ja, und solch einen Stau hat nie jemand besser beschrieben als Hans Joachim Schädlich in seinem Roman ,,Schott“ (1992): »Erst fahren die Autos vor Schott unvermutet ein wenig schneller als die Autos vor den Autos, die neben Schott fahren. Schott fährt sogleich ein wenig schneller. Er läßt sie Autos neben sich augenblicklich neben sich hinter sich...«
Redakteurin, *1966
Erster Computer | Ja, er war von "Aldi" und ich habe ihn mit der Karre eines Berliner Bierkutschers in Berlin-Neukölln über die Strasse in meine Wohnung bugsiert, Sommer 1996.
Tagesmutter, *1959
11. September 2001 | Ganz genau, ich war auf dem Weg zum Arzt mit dem Auto und war über die Nachricht im Auto so erschrocken, dass ich nicht vom Gas konnte und geblitzt wurde. So habe ich , auser diesem dumpfen Gefühl im Bauch noch eine bleibende Erinnerung an diesen Tag... ein Knöllchen.
Sozialpädagogin, *1954
Sommermärchen | nein, Fußball interessiert mich nicht
Bankkaufmann, *1965
11. September 2001 | Ich war zu Hause, als eine Freundin anrief - stundenlanges Fernsehen hat das Entsetzen nur gesteigert. Zumal ich ein Jahr vorher noch auf dem World Trade Center gestanden hatte.
Eine Frau, *1964
11. September 2001 | An diesem Nachmittag unterichtete ich eine Konfirmandengruppe. Während des Unterrichts kam meine Küsterin und erzählte mir von dem Ereignis. Erst als ich nach dem Unterricht zuhause den Fernseher anschaltete, begann ich wie in kleinen Schritten zu begreifen, was da geschehen war. Wenn ich daran denke, spüre ich noch immer wie sich das Entsetzen in mir ausbreitet.
Ein Berliner aus Duisburg, *1962
Sommermärchen | Seit Jahren verschollene englische Freunde riefen an, weil sie hofften, an Karten kommen zu können.
Anwalt, *1965
Auto | Mein erstes Auto war ein von mir heißgeliebter VW Scirrocco GTI, der mir das Gefühl von Unabhängigkeit gab und in den ich unheimlich viel Zeit und auch Geld gesteckt habe und von dem mir der Abschied nach 5 Jahren dann sehr schwer fiel.
Eine Frau, *1950
Erster Kuss | Ja, oh je... ich war 14, am Gemeindezentrum
Herr von und zu ..., *1968
Reise | Ja, gewiss. An meine Letzte. Im vergangenen Jahr bereiste ich gemeinsam mit meiner Frau Norditalien.
Ob Lago Maggiore oder Comer See. Es war einfach herrlich. Besonders ist uns die Villa Taranto mit ihrer Vielzahl an botanischen Eindrücken und ihrer Historie in Erinnerung geblieben.
Es war einfach nur eine sehr schöne Zeit, die wir dort gemeinsam verbringen durften.
Musiker, *1947
Erster Computer | Ich war, was das betrifft, ein echt Spätberufener. Und kaufte dann, wie der Verkäufer mir versicherte, ein sehr robustes Gerät von hp.
Lebenskünstlerin, *80
Erster Schultag | Nein. Komischerweise nicht.
apfelhari, *1944
Großeltern | Wir lebten in einer Großfamilie auf dem Dorf. Ärmliche Verhältnisse. Mein Großvater hatte im 1. Weltkrieg bei Verdun seinen rechten Arm verloren. Das rettete ihn vor einem weiteren Einsatz im 2. Weltkrieg. Mit seinem verbliebenen linken Arm erledigte er fast alle in und um ein Haus herum anfallenden Arbeiten wie Garten umgraben, Holz fällen und zerkleinern, Schuhe putzen, Futter für Schweine und Ziegen besorgen, die Tiere füttern usw. Er rauchte sehr gerne Pfeife und war einem Schnaps nicht abgeneigt. Ich habe ihn niemals anders als in dunkle Farben gekleidet gesehen. Ich würde ihn heuter gerne mal treffen. Meine Großmutter kenne ich auch nur in dunkel. Sie war hager und sehr sparsam. Später hatte sie Alzheimer und lief immer von zu Hause weg. Sie wollte dann zu ihren Eltern.
Schüler, *1997
11. September 2001 | Nein, ich war noch zu jung.
Ein Mann, *1966
Erster Schultag | ... an den zweiten: ich kam viel zu früh in den Klassenraum und die Lehrerin schickte mich wieder hinaus.
Ethnologin, *1943
Vater | Ich habe ihn als sanften Mann in Erinnerung. Aus der Erziehung hielt er sich raus. Als Soldat spielte er mit seinem Vorgesetzten um Geld und ließ diesen immer gewinnen, um nicht an die Front zu müssen. Nach Kriegsende auf dem Weg nach Hause erhielt er einen Kopfschuss und überlebte knapp. Nach dem Verlust des Hauses durch unsere Flucht in den Westen wollte er nie mehr ein eigenes Haus haben.
Ein Mann, *1966
Sommermärchen | Ich war zum ersten Mal bei einem Public Viewing.
Marketingmanager, *1969
11. September 2001 | Sehr genau - meine Frau stand kurz vor der Geburt unserer ersten Tochter. Eine Kollegin kam im Verlag zu mir und sagte - diesen O-Ton werde ich nie vergessen: "es ist etwas Lustiges passiert - ein Flugzeug ist ins World Trade Center geflogen."
Krankenschwester, *1980
Sommermärchen | Hab ich boykottiert, weil alle die WM toll fanden und ich wollte ich abheben von der Masse. Ein Freund von mir hatte Karten für das Spiel um Platz drei: Deutschland gegen ...? Und sein Sohn war selig.
Ingenieur, *1977
Sommermärchen | Ja, ich war live dabei! Mein bester Freund und ich hatten Karten für das Spiel um Platz 3 bekommen und uns zunächst sehr darüber geärgert, weil wen interessiert schon der 3. Platz?
Als dann allerdings Deutschland gegen Portugal um Platz 3 spielen sollten warn uns die Karten doch nicht mehr so ganz unrecht!
Wir waren auch im Stadion - so eine Stimmung habe ich seither nie mehr erlebt - einfach der absolute Wahnsinn!
Norddeutscher, *1962
Großeltern | Meine Großmutter Hedwig, war traurig, weil sie nicht mit ihrer Tochter, meiner Tante, auf der Wilhelm Gustloff aus Danzig fliehen konnte, sondern auf einem kleinen, nicht wirklich hochseetüchtigen Dampfer nach Dänemark mußte. Und die Gustloff wurde versenkt. Oma Hedwig war noch im 19. Jahrhundert geboren und hatte sehr viel mitgemacht, beide Kriege, Inflation, Hunger. Sie wurde 86 Jahre alt, wir haben viel Zeit mit ihr verbracht und sie sehr geliebt. Genau wie meine andere Großmutter, die sehr schön war und dick, gänzlich uneitel, ihrem wunderbaren Gesicht zum Trotz. Ihr Mann, mein Großvater, war eher still, lebte mit seinen Tieren, Hühner, Tauben, ein ganz genügsamer Mann. Er wurde von seinen Kindern sehr geliebt.
Krankenschwester, *1980
Gedicht | Dunkel wars der Mond schien helle, als ein Wagen blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute, lautlos ins Gespäch vertieft, als ein totgeschossener Hase auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und ein blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem Haar, saß auf einer grünen Banke, die rot angestrichen war.
Neben ihm 'ne alte Schrulle, die kaum siebzehn Jahr alt war. In der Hand 'ne Butterstulle, die mit Schmalz bestrichen war.
Eine Frau, *1950
Millennium | Nichts Besonderes. Ich war nur interessiert, ob an dem Geunke, daß womöglich alle Rechner samt Stromversorgung ausfallen könnten, etwas dran sein würde.
Redakteur, *1964
Mutter | Liebevoll, ungemein liebevoll. Voller Fürsorge und warmen Herzens. Ihre Stimmung schwankte manchmal. Aber für uns Kinder tat sie alles. Sie lebt noch. Ihr Geist wird schwächer. Aber in ihrem Instinkt ist noch immer, dass sie für uns da sein und uns helfen muss. Wir sind längst erwachsen. Das ändert aber nichts.
Angestellter, *1969
Großeltern | Ich hatte immer nur eine Oma, alle anderen waren schon tot. Irgendwie mochte sie mich oft nicht, meine Cousins wurden mir vorgehalten, die in der Schule viel besser waren als ich. Ihre Wohnung war schön, wir machten nach der Scheidung meiner Eltern oft mit meiner Mutter dort Urlaub, meine Oma war dann selbst auf Reisen. Oft lagen dann überall kleine Zettel: "Nehmt euch auch alles!"
Eine Frau, *1981
Erster Computer | Er war grau und nahm ein Drittel des Schreibtischs ein. Allerdings hatten wir zunächst keinen Internetanschluss und somit nutzte ich ihn nur zum Schreiben von Texten (für die Schule). Gespeichert wurde noch auf Disketten...
Ethnologin, *1943
Tiere | Ich mag Katzen. Sie strolchen herum, jagen und leben natürlich und frei. Und gleichzeitig genießen sie Schutz, Wärme und Futter. Sie lassen sich kraulen und schnurren und sie gehen, wie es ihnen gefällt. Sie sind unabhängig und lassen sich nicht dressieren.
Norddeutscher, *1962
Sommermärchen | Der Sommer 2006, der Fußball Sommer, wenn ich mich recht erinnere, gab es sehr viel schönes Wetter in diesem Sommer. Ich habe an keinem einzigen Public Viewing teilgenommen. Fußball lässt mich kalt. Schon immer.
Ethnologin, *1943
Stau | Nett daran ist, dass man in Ruhe in die anderen Autozimmer schauen kann und in jedem ein Roman beginnt.
Psychotherapeutin, *1956
Sommermärchen | Heiß wars und alles auf den Beinen, Public viewing all over, jede Pizzeria hatte ihren Fernseher nach draußen gebracht.
Ärztin, *1955
Millennium | Ich glaube, ich habe ihn verschlafen oder hatte Nachtdienst, jedenfalls war es für mich nichts Besonderes.