Der Plankton-See

Hier sehen Sie eine Zufallsauswahl von „Erinnerungskristallen“, die sich bereits im Textpool befinden.

Ingenieur, *1977
Millennium | Das war ein mittelprächtiges Silvester. Ich war in Spanien - für ein "öffentliches" Fest hatten wir keine Karten erhalten - auf den Straßen und in den Bars war seltsam wenig los - hatte leider schon viel tollere Silvester erlebt

med. techn. Asistentin, *1052
Mauerfall | habe ich nur peripher wahrgenommen, hatte einen säugling

Ein Mann, *1966
Erster Schultag | ... an den zweiten: ich kam viel zu früh in den Klassenraum und die Lehrerin schickte mich wieder hinaus.

Ergotherapeutin, *1946
Spielzeug | Ein Puppenhaus, ich teilte es mit meiner Schwester . Wir konnten stundenlang damit spielen. Einmal spielten wir bis in die Nacht hinein . Mutter war längst ins Bett gegangen und Vater lag auf dem Sofa und war eingeschlafen . Es war Winter , irgendwann ging der Kohleofen aus und es wurde richtig kalt . Als Vater von der Kälte aufwachte , rief er entsetzt : "es ist ja schon weit nach Mitternacht !" Bibbernd vor Kälte krochen wir ins Bett und wärmten uns gegenseitig .

Diplomingenieur, *1965
Millennium | In einem alten Bauernhaus im Salzachtal in Österreich. Wir haben gemeinsam in einer alten Rauchküche gekocht. Mit viel Butter.

Kommunikationsmanagerin, *1980
Mauerfall | nur ein wenig an die Fernsehbilder, aber etwas mehr an die vielen Autos von den Menschen, die bei uns im Supermarkt einkauften - wir wohnten nah an der ehemaligen Grenze

oma h., *1955
Großeltern | nur an die Mutter mütterlicherseits; die anderen Großeltern waren bei meiner Geburt bereits verstorben.

Germanistin, *1930
Großeltern | Große Fotoportraits, sehr würdevoll, hingen über dem Wohnzimmersofa, und es gibt eine Fotographie von Ihnen mit Ihren sieben Kindern, prächtig gekleidet und ernst, die Gruppe aufgebaut wie die Bilder der kaiserlichen Familie etwa um 1910.
Ich habe den Ehering meiner Großmutter geerbt.
Als mein Großvater krank war, sollte ich Ihm die Füße zudecken, was nicht gut gelang und er sagte:"Bist du dumm." Was nicht stimmte.
Als meine Großmutter später im Krankenhaus lag, schenkte Sie mir zwei Mark, damit ich mir einen kleinen Stoffaffen kaufen konnte, und sagte: "Du bist doch noch ein ganzes Kind." Das stimmte. Und das Tierchen war der Grundstein für eine große Stofftiersammlung.

Ingenieurin, *1964
Sommermärchen | Ja, an grosse Begeisterung und fröhliches Feiern

Pädagoge, *1971
Erster Computer | Einen Commodore C64

Studierende Mama, *1984
Gedicht | Ja, in der Schule mussten wir welche auswendig lernen. Dennoch blieben mir die Kindergedichte von Heinz Erhardt am besten im Gedächtnis.

Journalist, *1957
Großeltern | Ja, sehr viele. Es waren fleißige Leute, geboren 1901 und 1902. Sie wohnten in einem Siedlerhaus im hessischen Steinheim, Opa war Spengler bei Dunlop, Oma war für die Hausarbeit zuständig. Sie hat sehr lecker gekocht und gebacken. Opa hat mir handwerklich Einiges beigebracht, auch wie man Beete im Garten anlegt. In meinen Träumen tauchen sie immer wieder auf, obwohl sie schon 1981 und 1996 gestorben sind.

Organisationsentwickler, *1972
Mauerfall | Nur sehr vage. Das war in dem Jahr, als ich Abitur machte und viel damit zu tun hatte, mich um die richtige Wahl bzgl. meiner Freundin und meiner Ausbildung zu kümmern. Beides hätte ich heute anders entschieden.

Corporierter, *1959
Spielzeug | Ein CocaCola-Lieferwagen von Matchbox.

Psychotherapeutin, *1956
Spielzeug | Ein Teddy und meine Puppe Ellen.

Rentnerin, *1948
11. September 2001 | Ich fuhr zur Arbeit und hörte Radio. Es wurde ständig wiederholt. Ich konnte es nicht glauben, und nach der Arbeit sah ich es noch diverse Male im Fernsehen.............

Angestellter, *1969
Erster Schultag | Ich saß ganz hinten neben einem Mädchen. Unsere Schultüten waren auf dem Rasen vor der Schule wie ein Kreis ausgelegt. Kurz vorher oder nachher war mein 7. Geburtstag, das wurde immer gesagt: "Der hat zur Einschulung auch noch Geburtstag..." Mit der Hälfte meiner Klasse war ich schon im Kindergarten gewesen.

Ethnologin, *1943
Stau | Nett daran ist, dass man in Ruhe in die anderen Autozimmer schauen kann und in jedem ein Roman beginnt.

Geograph, *1953
Mutter | Eine tolle Mutter. Hat mich allein großgezogen, mit viel Einsatz, ohne Geld. Vor allem aber hat sie nicht wie viele Mütter geklammert und so konnte ich meinen Weg gehen. Sie ist noch immer ein Ratgeber.

Mann, Außenhändler, *1963
Stau | Das ist praktisch mein Beruf. Nein, ernsthaft: ich stehe leider öfter im Stau, weil ich viel Auto fahre.

Eine Frau, *1961
Sommermärchen | Es war ganz gutes Wetter, glaub ich. Wir haben immer irgendwo rumgehockt und Spiele geguckt. Und bei einem der letzten Spiele hat einer meiner Freunde sein Bierglas vor Wut auf die Erde geschmissen. Das muss wohl der Moment gewesen sein, wo Deutschland rausgeflogen ist.

Theologin, *1968
Erster Kuss | Der wurde vorzeitig abgebrochen. Ein großer offener Mund mit nasser Zunge kam auf mich zu - dann nahm ich Reißaus.

Germanistin, *1930
Mauerfall | Ja, aber war an dem Tag nicht in Berlin, verfolgte alles im Fernsehen, war emotional sehr bewegt: nun endlich wieder ein ganzes Deutschland und die Insel Westberlin ein schönes Festland!
Meine Schwester und ich fuhren sobald wir konnten mit der U-Bahn zur Friedrichstraße. Die Bahn war voll besetzt mit Menschen in schäbiger Kleidung, grau, jeder mit einem Beutel aus ausgefranstem Stoff, die Friedrichstraße mit Ruinen, Granateneinschüssen in den Fassaden, das Straßenpflaster fragmentarisch, holprig mit Schlaglöchern, alles so, als hätte der Häuserkampf erst gestern stattgefunden und nicht vor über 40 Jahren.

Apothekerin, *1954
11. September 2001 | Ja. Ich kam gegen 14.30 zur Arbeit in die Apotheke und meine Kollegin erzählte etwas von einem Flugzeug, das in ein Hochhaus geflogen sei. Ich dachte nur, "schon wieder ein Flugzeugabsturz" - scheinbar waren in den Tagen davor mehrmals Flugzeuge abgestürzt. Meine Einschätzung hat sich dann sehr schnell geändert...

Schülerin, *2001
Millennium | im Kinderteich....

Schreiberin, *1982
11. September 2001 | Alles war in Schockstarre - und zwar wochenlang. Als die Amerikaner in Afghanistan einmarschierten, ging ich demonstrieren.

Pensionierter Lehrer, *1941
Erster Kuss | Ja, natürlich.

Soldat, *1966
Mutter | Eine gutherzige und humorvolle Frau, die auch sehr über sich selbst lachen konnte, vor allem über ihre Versprecher oder eigenen, unabsichtlichen Wortkreationen. Und sie war immer, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, sehr großzügig. Ein gutartiger Mensch, durch und durch.

Informatiker, *1967
Erster Kuss | Ja, das war beim Flaschendrehen an einem Geburtstag.

krankenschwester, *1964
Mauerfall | Saß völlig fassungslos vor dem fernseher, tränen in den augen. Kann nur die emotionalität der situation erinnern, aber keine einzelheiten des tages.

Kommunikationsmanagerin, *1980
Erster Computer | Mehr erinnere ich mich an den Computer meines Vaters und wie stolz ich war, dass ich die MS-DOS-Befehle konnte, um Spiele auf dem Computer spielen zu können. Das Internet habe ich kennengelernt, als ich einen Studienplatz suchte und stundenlang bei den verschiedenen Unis vorbeisurfte, mir Städte und Studentenwohnheime anschaute und ausmalte, wie es sich dort wohl leben ließe. Dann zog ich aber doch in eine WG. Um dort auf meinem Computer ins Internet zu gehen, musste ich das Kabel aus dem Telefon ziehen und in die Fritzbox stecken, die sich dann mit einem sehr einprägsamen Geräusch einwählte.

Politikwissenschaftlerin, *1961
11. September 2001 | An den 11. September 2001 erinnere ich mich noch ganz genau. Ich war für ein knappes Jahr in Münster, aus beruflichen Gründen. Im Fernsehen sah ich an diesem Nachmittag (MEZ) sozusagen live, wie das zweite Flugzeug in den zweiten Tower flog. Die Mutmaßungen der Kommentatoren - abenteuerlich. Gedrückte, ernste Stimmung überall.

Ärztin, *1955
Erster Schultag | Nur anhand des offiziellen Fotos. Ich weiß nur, daß ich mich sehr auf die Schule gefreut habe.

Apothekerin, *1954
Erster Kuss | Ja. War blöd, Gruppendruck.

Personalreferentin, *1947
Mauerfall | Ja, ich saß mit einem Freund beim Fernsehen - wir stritten uns über irgendetwas ziemlich heftig - und dann kamen die Nachrichten! Alles andere wurde unwichtig!

Sozialarbeiter, *1975
Gedicht | 'Weltende' von Jakob van Hoddis und 'Schöne Jugend' von Gottfried Benn.
Meine Frau findet die beide "gestört". Zum Trost kann ich dann wenigstens noch ein paar Gedichte von Heinz Erhardt, Robert Genhardt und Ernst Jandl. Wobei Jandl findet sie auch eher seltsam.

Buchhändlerin, 1962, *1962
Mauerfall | Ja, ich habe mit meiner Mutter telefoniert, sie ist kurz vor dem Mauerbau geflohen und hat noch Geschwister in der DDR gehabt. Sie telefonierte dann mit ihrer Schwester. Sehr bewegend.

Buchhändler, *1975
Sommermärchen | Ich arbeitete in einem Buchladen in Berlin und während Deutschlandspielen, wechselte ich mich mit meiner Kollegin ab. Einer ging in die Kneipe gegenüber zum Schauen. Wenn Deutschland spielte, kamen sowieso keine Kunden. da war es egal, wenn einer allein im Laden war.

Theologin, *1968
11. September 2001 | Als ich nachmittags meine Tochter aus dem Kindergarten abhole, erzähle ich, wohl selbst noch verwirrt, dass Flugzeuge ins World Trade Centre geflogen seien. Die Erzieherin, bis dahin uninformiert, fragte zurück: "Ach, in die Schönhauser Allee Arkarden?" Sie verstand nur "Centre".

Blumenbinderin, *1969
Spielzeug | Äste, Stöcke, Steine, Federn und der olle Einschlafteddy.

Ethnologin, *1943
Mutter | Sie war streng und selbstgerecht, aber sie hat die Familie fantasievoll und energisch durch die schweren Zeiten gebracht. Sie besaß das NS-Erziehungsbuch "Unsere kleinen KInder" von Johanna Haarer, in dem ich ihre Prinzipien fand. Aber mein Bruder durfte als kleiner Junge nicht mit "Heil Hitler!" grüßen. Sie lehnte jedes nachdenkliche Gespräch über meine kindlichen Erfahrungen ab.

Politikwissenschaftlerin, *1961
Großeltern | Meine Großeltern mütterlicherseits lebten auf dem Lande etwa 50 km von Leipzig entfernt. Ich erinnere mich an heiße, trockene Feriensommer dort. Mit Baden, Blaubeeren sammeln, Mückenstichen und Sonne......
Von meinem Vater habe ich nur die Mutter kennengelernt. Die Eltern meines Vaters waren geschieden. Diese Oma lag meist auf dem Sofa, rauchte, las und erzählte von früher. Für mich als Kind wahnsinnig interessant. Wir wohnten in einem Mehrfamilienhaus in Leipzig, so dass ich sie täglich besuchen konnte.

Fotografin, *1963
Millennium | Party bei Schwester in Norddeutschlan.

Corporierter, *1959
Erster Kuss | Ja. War ziemlich unromantisch beim Flaschendrehen.

apfelhari, *1944
11. September 2001 | Ja, sehr gut. Ich hörte auf der Arbeit von den Ereignissen. Dann fuhr ich mit dem Fahrrad nach Hause. Unterwegs fiel mir ein, dass genau an diesem Tag mein Sohn im Flieger nach New York saß. Ich stellte mir vor, dass es sich um eines der entführten Flugzeuge handelte und konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Mir kamen die Tränen; ich heulte hemmungslos. Dann versuchte ich, meinen Sohn per Handy zu erreichen. Natürlich keine Verbindung. Meine Panik stieg. Zu Hause angekommen - ich war allein - schaltete ich den Fernseher ein und sah die schrecklichen Bilder. Langsam beruhigte ich mich und dachte nach. Und schließlich kam mir der Gedanke, dass die Attentäter kaum ein Flugzeug entführen und in ein Hochhaus steuern würden, das schon fast leere Tanks hatte. Das nahm mir meine Ängste.

Mann, *1965
Auto | Ja, ein uralter VW Käfer, den ich zum Führerschein von meinen Eltern geschenkt bekommen habe.

oma h., *1955
Millennium | zu Hause

Jurist, *1963
Spielzeug | Eine Holzeisenbahn. Als ich die zu Weihnachten bekam, war ich so aufgeregt, dass mich meine Eltern mit Fieber ins Bett schicken mussten.

Tagesmutter, *1959
Mauerfall | Ja so ziemlich genau, ich war nach einer gespenstigen Einreise in die DDR über Nacht in einem Einreiselager in Berlin.

apfelhari, *1944
Spielzeug | Ein selbst gebauter Flitzebogen.

Eine Frau, *1965
Erster Kuss | Sehr genau, Kolpinghaus Trier, er war Polizist

Schülerin
Erster Schultag | Ist bei mir noch nicht so lange her. Ich hatte eine Schultüte mit Pferden drauf. Ich habe Schokolade, bunte Zopfbänder, Geld und ein Wilhelm-Busch-Buch bekommen.

Lehrerin, *1952
Vater | Mein Vater hat nach der Kriegsgefangenschaft sehr schnell mit frechem Unternehmergeist ein Geschäft aufgebaut. Er war kein Kind von Taurigkeit, feierte sehr gern feuchtfröhlich und kloppte Skat in einer Männerrunde. Er war "gut zu Fuß unter der Nase", nahm kein Blatt vor den Mund und eckte mit seiner Meinungsfreudigkeit auch schon mal an. Ich hatte Vertrauen zu ihm.

Geograph, *1953
Tiere | Ein Hund. Ein Freund und Begleiter. Und bei einem Hütehund - Bearded Collie - auch ein Versteher von Stimmungen.

krankenschwester, *1964
Erster Schultag | Dunkel wabernd an irgendeine aufgabe, bei der wir einem zaun um eine schafherde malen sollten. Sonst gar nichts

Frau, *1978
Gedicht | Robert Frost "Dust of Snow"

Ärztin, *1951
Gedicht | in meiner Muttersprache französich

Soldat, *1966
Stau | Leider öfter als einem lieb ist. Vor allem wenn man dann eine Rettungsgasse bilden muß und die Einsatzfahrzeuge sich nach vorne quälen, dann weiß man, das es wieder länger dauert. Einmal nachts auf der A7, nach einem Lkw Unfall, sind wir dann nach stundenlanger Warterei über eine winzige Notausfahrt ins Nirgendwo geleitet worden. Ohne Navi wäre man dort komplett aufgeschmissen gewesen.

Ethnologin, *1943
Vater | Ich habe ihn als sanften Mann in Erinnerung. Aus der Erziehung hielt er sich raus. Als Soldat spielte er mit seinem Vorgesetzten um Geld und ließ diesen immer gewinnen, um nicht an die Front zu müssen. Nach Kriegsende auf dem Weg nach Hause erhielt er einen Kopfschuss und überlebte knapp. Nach dem Verlust des Hauses durch unsere Flucht in den Westen wollte er nie mehr ein eigenes Haus haben.

Studierende Mama, *1984
Erster Computer | Ja, es war ein Laptop und im Vergleich zu meinem jetztigen war er und vor allem das Internet(!) sehr viel langsamer.

Sportmanager, *1977
Sommermärchen | Sommer. Draußen. Alle gute Laune.
Deutschland einig Freudentaumel.

Ärztin, *1951
Erster Schultag | nein, ich begleitete meine Mutter (Lehrerin) oft in die Schule. Irgendwann traute sich keiner, mich herauszunehmen weil da so glücklich war, ich war 5J.

Naturwissenschaftlerin, *1948
11. September 2001 | Ich saß in meinem Büro und ein Kollege sagte: "das gibt Krieg!"

Ein Mann, *1966
Großeltern | Meine Großmutter war eine sehr nette Frau. Ich mochte es, wenn sie mir etwas kochte.

Mein Großvater war immer sehr ungepflegt. Später sah ich Bilder von ihm als junger Mann - da war er immer sehr adrett gekleidet. Er hat mir das Schachspielen beigebracht.

Musiker, *1963
Großeltern | Ja, an meine Grossmutter mütterlicherseits habe ich sehr starke Erinnerungen. Sie hat mich mit Weltsicht, dem steten Bemühen, die Fassung und den Schein zu wahren, aber auch mit ihrer liebevollen Pflege von Gladiolen, also ihrem Spannungsfeld zwischen Zuwendung und christlicher Herrschsucht, geprägt.

Drucker, *1946
Großeltern | Sehr gute sogar, denn ich bin nach der Scheidung meiner Eltern bei ihnen aufgewachsen - vom ersten bis zum fünfzehnten Lebensjahr. Dann starb meine Großmutter. Großvater war damals bei der Polizei und hatte noch drei Dienstjahre vor sich. Man kann sagen, ich hatte eine schöne Kindheit.

Musiker, *1963
Erster Schultag | Ja. Es war der Tag, an dem ich realisierte, dass ich nun eingezogen werde in gnadenlose Langeweile, sinnlose Vorschriften, in die öffentliche Verdammnis jeglicher persönlichen Ansicht der Welt, in stupide Disziplinierung und in das Mitansehen-Müssen der kollektiven Zerstörung aller Individuen, die persönliche Züge nicht nur zeigten, sondern vielleicht nur schon ahnen liessen. Es war der Tag, an dem ich die Hoffnung auf ein freudvolles Leben ein für alle mal fallen liess.

Redakteur, *1964
Reise | Oh, an ganz viele. Und die größte Enttäuschung ist, wie wenig davon in der Erinnerung wirklich Bestand hat. All die Landschaften, Gerüche und Geräusche, die Begegnungen, die Architektur, die Natur, die Geschichte - all diese Universen verschwinden. Ein paar Bruchstücke bleiben. Das ist sehr traurig. Ich hoffe, dass die Erfahrungen des Reisens sich irgendwie eingeprägt haben in meine Persönlichkeit.

apfelhari, *1944
Sommermärchen | Immer Public viewing. In Berlin und in Hannover.

Diplomingenieur, *1965
11. September 2001 | Ja, es war unbegreiflich. Und Steffen Seibert vom ZDF im Dauereinsatz.

Schülerin, *2001
Gedicht | ein bisschen "John Maynard" von Storm

Eine Frau, *1948
Gedicht | Einige, als erstes fällt mir "Der alte Tibettteppich" von Else Lasker-Schüler ein: Deine Seele, die die meine liebet ...

dramelia, *1991
Sommermärchen | Ja. Das einzige, was ich noch sehr genau weiß, war, dass meine beste Freudin an diesem Tag Schulabschluss hatte und sämtliche Leute nach Hause gefahren sind, um das Deutschlandspiel zu sehen.

Pädagoge, *1971
Großeltern | Ja...Es gab häufig eine warme Schokolade oder Marzipan zu Weihnachten.

pensionärin, *1944
Erster Schultag | ich wurde 1950 eingeschult.
das einzige, dass mir in erinnerung blieb, ist die enttäuschung darüber, dass es nicht möglich war und wir nur zu zweit drin sitzen durften.

Blumenbinderin, *1969
Erster Kuss | Er war unbeholfen, zart, sanft, dann innig, warm, nass und irgendwann lachten wir glücklich glucksend, daß wir es gewagt.

Eine Frau, *1964
Erster Computer | Meinen ersten Computer habe ich mir 1990 gekauft, um meine Examensarbeit zum Abschluss des Studiums zu schreiben. Damals habe ich noch alles mit der Hand vorgeschrieben und erst dann in den Computer getippt. Ich hatte sehr zwiespältige Gefühle bei der Anschaffung und war nicht sicher, ob ich mit dieser Technik mitgehen möchte.

Musiker, *1947
Erster Computer | Ich war, was das betrifft, ein echt Spätberufener. Und kaufte dann, wie der Verkäufer mir versicherte, ein sehr robustes Gerät von hp.

Ingenieurin, *1964
Großeltern | Nur an meine Grossmutter väterlicherseits, ich liebte sie sehr.

Sozialarbeiterin, *1960
Gedicht | Ja. Ein Gedicht von Brecht. Sieben Rosen hat der Strauch, sechs gehörn dem Wind. Aber ein bleibt dass ich, auch noch eine find. Sieben Male ruf ich Dich, sechs mal bleibe fort. Aber beim siebten Mal versprich, komme auf ein Wort

Musiker, *1963
Spielzeug | Ich hatte einen Bär, den ich heute noch habe, den ich wegen seines Strohgeruchs liebte.

Sportmanager, *1977
Erster Computer | Ja. Gleichzeitig der erste für lange Zeit, den ich nicht selbst zusammengebastelt habe...

Musiker, *1963
11. September 2001 | Ja. Ich unterrichtete eine Gruppe von Analphabeten, die alle völlig verstört waren durch die Ereignisse und befürchteten, der Weltkrieg würde ausbrechen. Auf meine Frage hin, ob das seit Jahren bestehende Faktum, dass alle paar Sekunden ein Kind verhungert auf dieser Welt schlimmer oder weniger schlimm sei, wurde ich von den Lernenden fast tätlich angegriffen.

Mann1959
11. September 2001 | Bin im Büro. Da kommt ein Mitarbeiter und berichtet geschockt und entsetzt, was er gerade gesehen und gehört hat. Sobald wie möglich ökumenischer Gottesdienst als Ort für Entsetzen und Trauer und Angst. Immer wieder die Bilder der Flugzeuge und einstürzenden Hochhäuser.

Eine Frau, *1981
Erster Schultag | Nein, leider nicht.

Informatiker, *1967
Gedicht | Nur noch Fragmente von die Bürgschaft, Der Erlkönig .

Personalreferentin, *1947
Erster Kuss | Oh je, das war der Eginhard, schon der Name! Ich konnte ihn nicht leiden, aber..
Er war der "Kumpel" des Freundes einer Freundin. Anfang der 60er Jahre war so eine harmlose "Freundschaft" in einer Kleinstadt eine "nicht ganz ungefährliche" Sache, bei der Ärger zu Hause zu befürchten war, wenn es denn "raus kam"! Ja, was denn? Händchenhalten und Herzklopfen, mehr nicht, aber die Leute, die das sahen! Schnell landeten solche Informationen bei den Eltern! Meine Freundin benötigte darum unauffälligen Begleitschutz für eine Verabredung mit ihrem Freund und bettelte, dass ich mitkommen würde, Eginhard könne ja auch dabei sein; er war ein Freund ihres Freundes. Ich ließ mich erweichen und machte den Waldspaziergang gegen meinen Willen mit. Und dann kam dieser ekelhafte Überfall von Eginhard!

Kommunikationsmanagerin, *1980
Erster Kuss | in einem Park beim Ausgehen, nicht besonders schön, eher das Gefühl "jetzt habe ich das auch erledigt"

Mann, *1963
11. September 2001 | Am Tag nach dem 11. September sagten mir Kinder, jetzt breche dann der 3. Weltkrieg aus, jedenfalls habe ihr Onkel das gesagt.

Ingenieur, *1952
Mauerfall | Was für eine Nacht! Als gebürtiger Mitteldeutscher , nicht Ostdeutscher, war man hin und weg.

Theologin, *1968
Sommermärchen | Ich hatte eine Karte für das Viertelfinale D:ARG. Mein damaliger Mann hatte sie als Bonus seines Arbeitgebers erhalten und interessierte sich nicht dafür. So konnte ich mich darüber freuen. Da er krank geworden war, gab er sie aus "Pflichtbewusstsein" zurück. Ich konnte ihn nicht überzeugen sie zu behalten. So kam ein UPS-Mitarbeiter und brachte die Karten zu jemandem, der das sehen konnte, worauf ich mich so lange gefreut hatte.

Diplomingenieur, *1965
Gedicht | Ja, viele lustige. "Der Hase imRausch" und " Die sieben Sachen" zum Beispiel.

Ingenieur, *1977
Erster Kuss | Leider fehlt dieses Stück Erinnerung komplett

Rentnerin, *1948
Erster Kuss | Da komme ich ins Schleudern.........doch, halt! Den ersten Kuss bekam ich auf dem Gymnasium - von einem Mitschüler. Ich war zu früh erschienen und wartete im kleinen Vorraum der Schule..... dort kam nach einer Weile ein älterer Schüler...........der ging nach einer schweigenden Zeit, die wir dort gemeinsam verbrachten, einfach auf mich zu, nahm mich in den Arm und küsste mich!

Kommunikationsmanagerin, *1980
Sommermärchen | Es war ein heißer Sommer und ich habe auf meine Abschlussprüfung gelernt, während alle anderen Fußball schauten.

Fahrlehrer, *1935
Tiere | Ich mag Katzen, mag deren wunderbar ruhige Bewegungen, mag es ganz besonders, dass sie sich nicht so dressieren lassen, wie das bei Hunden möglich sein kann. Ich bin kein Tierhalter, weil mir die Kraft zur Übernahme der Verantwortung für ihr Wohlergehen fehlt. Vielleicht haben meinen Kindern Tiere gefehlt.
Begeistern können mich große Vögel, besonders wegen der ruhigen Flügelbewegungen.

Herr von und zu ..., *1968
Stau | Auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz, dieser liegt ca. 30 km von meinem Wohnort entfernt, muss ich täglich zweimal die Autobahn benutzen.
Daher wundert es mich ein wenig behaupten zu können, ich habe zwar schon des Öfteren in einem Stau gestanden, aber nicht so häufig, wie es statistisch zu erwarten wäre.

Mann1959
Mauerfall | Die Bilder im TV sind noch vor Augen. Menschen, die über die Mauer steigen, Geld holen und den "Westen" entdecken wollen.

eine Frau, *1965
Millennium | Auf einem Dach in Köln-Ehrenfeld mit Freund und Freundin in eher depressiver Stimmung.

Ingenieur, *1952
Erster Computer | Welch ein Erlebnis, diese Maschine hat mein Leben nachhaltig verändert. Als ich mir endlich einen leisten konnte und zwar als Student, habe ich nächtelang damit gearbeitet, d.h.gespielt.