Der Plankton-See

Hier sehen Sie eine Zufallsauswahl von „Erinnerungskristallen“, die sich bereits im Textpool befinden.

Eine Frau, *1981
11. September 2001 | Ich fuhr mit einer Freundin im Auto und wir unterhielten uns. Als wir das Radio einschalteten und zu hören war, dass ein Turm einstürzte, dachte ich zunächst, die Rede sei von einer Sprengung eines Schornsteins oder Fabrikgebäudes, von denen häufig berichtet wird. Als ich verstand, was tatsächlich passiert war, schien es mir unbegreiflich. Zuhause angekommen konnte ich nicht anders, als mir den restlichen Tag die Bilder im Fernsehen zu anzuschauen.

Mann1959
Millennium | Damals noch an meiner ersten Arbeitsstelle, mit Veränderung befasst. Bewerbung läuft grade, aber geht dann doch negativ aus (gut so!). Letze Silvesterfeier an diesem Ort mit angereisten Feunden.

Hersteller, *1963
Vater | Organisiert und großzügig.

Schülerin
Erster Kuss | Das war ein wirklich tolles Gefühl. Irgendwie so ganz anders. Gar nicht so wie es in Büchern immer beschrieben wird. Irgendwie besser.

Angestellter, *1938
Spielzeug | Ein Fussball. Ich habe mit meinem Bruder auf ser Straße vor unserem Haus gespielt. Die Straße war damals noch nicht einmal asphaltiert. Heute ist da soviel Verkehr, dass man Mühe hat, wenn man sie als Fußgänger überqueren möchte.

Bankkaufmann, *1950
Möbel | Da fällt mir mein Bett ein. Es war Teil einer früheren Schlafzimmereinrichtung und hatte noch eine dreigeteilte Matratze aus Roßhaar. Beim Schlafen bin ich immer in die Mitte gerollt.

Rentnerin, *1948
Erster Schultag | Eine Junglehrerin hatte uns als erste Klasse. Nach der Zeremonie, an die ich mich nicht erinnerte, verbrachten wir eine, DIE erste Stunde mit der Lehrerin. Wir sollten unseren Namen sagen. Hans-Jürgen sagte: Nein, meinen Namen sag' ich nicht! Das ist mir mehr hängen geblieben als alles andere...........ich fand ihn SEHR mutig!!!

Politikwissenschaftlerin, *1961
Großeltern | Meine Großeltern mütterlicherseits lebten auf dem Lande etwa 50 km von Leipzig entfernt. Ich erinnere mich an heiße, trockene Feriensommer dort. Mit Baden, Blaubeeren sammeln, Mückenstichen und Sonne......
Von meinem Vater habe ich nur die Mutter kennengelernt. Die Eltern meines Vaters waren geschieden. Diese Oma lag meist auf dem Sofa, rauchte, las und erzählte von früher. Für mich als Kind wahnsinnig interessant. Wir wohnten in einem Mehrfamilienhaus in Leipzig, so dass ich sie täglich besuchen konnte.

Soziologe, *1981
Erster Schultag | Unwesentlich. Ich erinnere mich, dass unsere Klassenlehrerin uns zum Schreien aufforderte. Später fragte ich meine Eltern ganz aufgeregt, ob sie uns haben schreien hören. Ich fand es offenbar ungemein bemerkenswert, dass Erwachsene Kinder zu so etwas ermutigen können.

Professor, *1960
Mutter | Sie förderte uns. Unsere Klavierstunden und Konzertbesuche, unser Lesehunger – all das geht auf sie zurück. Während sie kochte oder einen Kuchenteig anrührte, saßen wir auf der Arbeitsplatte und sangen mit ihr. Sie war oft krank, hat Flucht und Vertreibung nie verwunden. Sie litt, weil sie kriegsbedingt keine Schule zu Ende besuchen und keine Ausbildung absolvieren konnte. Sie war verlässlich.

Redakteur, *1964
Mutter | Liebevoll, ungemein liebevoll. Voller Fürsorge und warmen Herzens. Ihre Stimmung schwankte manchmal. Aber für uns Kinder tat sie alles. Sie lebt noch. Ihr Geist wird schwächer. Aber in ihrem Instinkt ist noch immer, dass sie für uns da sein und uns helfen muss. Wir sind längst erwachsen. Das ändert aber nichts.

Eine Lehrerin, *1970
Erster Computer | Ja. Der hatte noch grüne Schrift. Ich war begeistert, weil ich meine Hausarbeiten für die Uni jetzt endlich etwas entspannter schreiben konnte. Das Korrekturlesen wurde nicht mehr zur Angstpartie.

Malerin, *1950
Erster Schultag | Ich war sehr stolz und trug ein dunkelblaues Matrosenkleid. In meiner Schultüte war unter anderem ein kleiner Bär aus schwammartigem Material. die erste Hausaufgabe war, den Buchstaben O so oft zu schreiben wie wir wollten. Ich schrieb eine Zeile davon und wunderte mich am nächsten Tag, dass andere Kinder die ganze Tafel vollgeschrieben hatten.

Sportmanager, *1977
Spielzeug | Ein Spielzeugtrecker von John Deere. Grün mit gelben Streifen, leider ohne Schaufel...

Ein Mann, *1968
Großeltern | Meine Großmutter war sehr klein. Mein Großvater sehr groß. Er hatte große Hände und war im 2. Weltkrieg in Jugoslawien und Griechenland. Ich erinnere mich noch, als er mir 50 DM gab, als ich in den Sommerferien zuhause blieb, um den Nachbarn den Rasen zu mähen. Meine Eltern sind mit den Geschwistern nach Schweden gefahren.

Fotografin, *1963
11. September 2001 | Im Büro im Internet die ersten Bilder, später zuhause verschreckt mehr im TV. Mein Mann bei mir, am Telefon Freundinnen.

Redakteur, *1964
Prominenz | Ja. Den Fußballer Pele. Wir waren eine Gruppe von jungen Vereinsfußballern. Er trat unvermittelt auf mich zu und küsste mich auf die rechte Wange. Alle beneideten mich, dass ich ihm so nah war. Ich war der kleinste Junge gewesen.

pensionärin, *1944
Erster Kuss | ich war " schon " 16
längst überfällig. alle meine freundinnen hatten bereits geküsst. den inhalten diverser romane zufolge hatte ich bestimmte aufregende vorstellungen.
als sich dann die gelegenheit bot, es war eine vollmondnacht, das objekt meiner begierden führte mich an einem kleinen see vorbei, auf dem schwäne dahinglitten, es hätte keine bessere kulisse sein können für mein vorhaben..... beutelte mich ein lachanfall. das alles erschien mir dermaßen grotesk.
der arme junge dauert mich heute noch, zumal ich, in etwas reiferem alter, der sache durchaus begeisterung entgegen brachte.

med. techn. Asistentin, *1052
Erster Kuss | ja, sehr genau

Künstlerin, *1966
Spielzeug | Stifte und Papier. Der Geruch von Stockmar Wachsmalern und wie sie sich anfühlten, die Farben auf dem Papier, das war und ist bis heute wundervoll!

Krankenschwester, *1980
Spielzeug | Ein Stoffhund namens Lady, der mir wichtig war, bis ihm ein Auge fehlte. Gemein, ich weiß.

Ingenieurin, *1964
Gedicht | Nur teilweise

Anwalt, *1965
Stau | Ja, leider fast ständig.

eine Schülerin, *1997
Gedicht | Viele. Ich merke mir fast alle und lerne manchmal zum Spaß oder Angeben welche auswendig.

Eine Frau, *1964
11. September 2001 | An diesem Nachmittag unterichtete ich eine Konfirmandengruppe. Während des Unterrichts kam meine Küsterin und erzählte mir von dem Ereignis. Erst als ich nach dem Unterricht zuhause den Fernseher anschaltete, begann ich wie in kleinen Schritten zu begreifen, was da geschehen war. Wenn ich daran denke, spüre ich noch immer wie sich das Entsetzen in mir ausbreitet.

Lehrer, *1986
11. September 2001 | Sehr intensiv, denn das war das erste historische Großereignis, das ich bewusst und auch den ganzen Tag am TV verfolgt habe. Wir waren gerade Skateboard fahren vor dem Haus eines Freundes, als dessen Mutter uns reinrief, es wäre etwas passiert.

Organisationsentwickler, *1972
Erster Kuss | Ja, mit 12, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das ich wirklich gerne mochte. Wir waren beide aufgeregt und haben uns hinterher etwas geschämt. Aber gefallen hat es mir!

Künstlerin, *1966
Sommermärchen | Nein. Kein Interesse.

Diplomingenieur, *1965
11. September 2001 | Ja, es war unbegreiflich. Und Steffen Seibert vom ZDF im Dauereinsatz.

Lebenskünstlerin, *80
Erster Computer | Ich hatte nie einen eigenen.

Ein Mann, *1966
Mauerfall | Ja. Ich war bei Freunden meiner damaligen Freundin und eine Frau kam mit Tränen auf uns zu und erzählte uns, dass die Mauer nun offen sei. Ich ärgere mich bis heute, dass ich nicht sofort nach Berlin gefahren bin.

dramelia, *1991
Mauerfall | Nein, denn da war ich noch gar nicht geboren. Die Bilder gesehen hab ich aber trotzdem, wenn auch erst Jahrzehnte später.

pensionärin, *1944
Mauerfall | vage.ich dachte noch, jetzt badet ganz deutschland in rührungstränen, die dann im alltag allzu schnell versiegen.

Musiker, *1963
11. September 2001 | Ja. Ich unterrichtete eine Gruppe von Analphabeten, die alle völlig verstört waren durch die Ereignisse und befürchteten, der Weltkrieg würde ausbrechen. Auf meine Frage hin, ob das seit Jahren bestehende Faktum, dass alle paar Sekunden ein Kind verhungert auf dieser Welt schlimmer oder weniger schlimm sei, wurde ich von den Lernenden fast tätlich angegriffen.

Typographikerin, *1949
11. September 2001 | Ich habe meine Tochter von der Schule abgeholt, zu Hause schaltete sie den Fernseher ein, während ich das Mittagessen vorbereitete. Dann rief sie mich: Mama, komm mal schnell, es ist etwas Schlimmes passiert! Sie haben den Tower gezeigt, und gezeigt, wie das Flugzeug hindurchflog. Ich war fassungslos.

Steuerberaterin, *1979
Spielzeug | Meine Barbiepuppen - da hatte ich ziemlich viele. Dazu ein tolles Haus, tolle Möbel, ein Pferd und den Ferrari - deshalb haben auch die Jungen mitgespielt, jeder wollte den Ferrari fahren. Ich habe es gemocht, die Barbies schick anzuziehen und zu frisieren.

Studentin, *1987
11. September 2001 | Ich habe die Bilder im Fernsehen gesehen, ohne mir bewusst zu machen, was das bedeutet. Es schien so weit weg.

oma h., *1955
Großeltern | nur an die Mutter mütterlicherseits; die anderen Großeltern waren bei meiner Geburt bereits verstorben.

Eine Frau, *1961
Millennium | Mit Freunden irgendwo in Brandenburg. Musste aber früh aufstehen und mit dem Zug zur Arbeit fahren am nächsten Morgen. Unspektakulär.

Naturwissenschaftlerin, *1948
Gedicht | Ich kann mir nur Scherzgedichte merken. Hier ist eines: Ein männlicher Briefmark erlebte was Schönes bevor er klebte. Er wurde von einer Prinzessin beleckt. Da war die Liebe in ihm erweckt. Er wollte sie wiederküssen, da hat er verreisen müssen. So liebte er sie vergebens. Das ist die Tragik des Lebens.

Eine Frau, *1950
Gedicht | Mehrere. Das liebste ist mir das Herbstgedicht von Mörike.

Soldat, *1966
Stau | Leider öfter als einem lieb ist. Vor allem wenn man dann eine Rettungsgasse bilden muß und die Einsatzfahrzeuge sich nach vorne quälen, dann weiß man, das es wieder länger dauert. Einmal nachts auf der A7, nach einem Lkw Unfall, sind wir dann nach stundenlanger Warterei über eine winzige Notausfahrt ins Nirgendwo geleitet worden. Ohne Navi wäre man dort komplett aufgeschmissen gewesen.

Blumenbinderin, *1969
Erster Computer | Jetzt dürfen alle Technikjunkies lachen, ich besitze ihn immer noch.

Ein Mann, *1968
Erster Computer | War ein VC 20

Drucker, *1946
Spielzeug | Meine elektrische Eisenbahn von Fleischmann. Die hatte ich an Weihnachten 1958 geschenkt bekommen. Ich habe sie heute noch und zwar voll funktionsfähig! Sogar die Häuser, die Bäume, der Bahnhof und die Figuren sind -wenn auch etwas ramponiert- vorhanden.

Journalist, *1957
Spielzeug | Meine Modelleisenbahn(en)

Krankenschwester, *1980
Millennium | Weiß ich nicht mehr. Silvester bedeutet mir nicht viel. Mit Familie und einem Glas Sekt um Mitternacht.

Arzt, *1977
Erster Computer | Spät, spät, als alle schon alles mehrfach ausprobiert hatten. Nur für die Dissertation gekauft, später auch zum Schreiben; immer der Ärger, bis man zum PC spricht, ihn streichelt, auf ihn wartet, ihn verstoßt, quasi coabhängig hofft, daß nach dem Absturz alles noch gespeichert ist. Auf Du und Du sozusagen, er verhilft einem Mensch zu werden. Der PC als Du macht mich zum Ich.

Künstlerin, *1966
Großeltern | Mein Opa hatte einen klassischen Tante-Emma-Eckladen in Berlin Wedding. Weil er so nah an der Zonengrenze war, verkaufte er jede Menge Kaffee (in Dosen damals) und andere Dinge, die Leute mit "rüber" nahmen. Den Bau der Mauer hat er nie verwunden, ihren Fall leider nicht mehr erlebt. Als Lebensmittelhändler war er im Krieg eine gute Partie gewesen, er war Witwer und wurde mit einer Witwe verkuppelt, die gut aussah, aber den Kindern keine gute Mutter war. Er war ein gutmütiger Typ und seine erste Frau war ganz anders gewesen. Im Laden roch es wunderbar, so nach Brause und Bier, frischem Gemüse und Brot. Wenn ich als Kind mit in den Laden ging, sagt er immer: "Schnell noch was zu naschen!" und ich durfte in große Gläser mit Bonbons und Gummibärchen greifen, herrlich!

Schreibstudentin, *1994
Großeltern | Ja, viele. Drei meiner Grosseltern leben noch und ich erinnere mich an sehr viel, Erlebnisse, ihre Mimik, ihre Stimme am Telefon, die Art, wie sie spazieren . meine Grossmutter mütterlicherseits mit den Händen verschränkt auf dem Rücken. Mein Grossvater liest die Neue Zürcher Zeitung unter einer grossen schweren Wanduhr mit goldenem Pendel, oder er arbeitet auf einer Seite des Gartens, der ihr Haus 360 Grad umgibt. Meine Grossmutter väterlicherseits trägt immer etwas zu viel Parfum, sie hat ihrem Alterszentrum den Steinway-Flügel gespendet und vermisst nur manchmal meinen toten Grossvater, dem ich zuschauen durfte, wenn er sich Insulin gespritzt hat. Danach hat mir auf seiner Panflöte ein Lied vorgespielt.

Personalreferentin, *1947
Sommermärchen | Da ich mich für Fußball überhaupt nicht interessiere, keine Ahnung davon habe, genoss ich an diesem Abend mit einem gleichgesinnten Bekannten, einem der seltenen männlichen Fußball-Muffel, die Stille der Großstadt. Wir machten einen wunderschönen Spaziergang um die Alster herum, fühlten uns so gut wie allein auf dieser Welt, trafen kaum einen Menschen. Wir konnten es nicht fassen, genossen umso mehr diesen unvergesslichen, unwiederbringlichen Alsterspaziergang!

Studentin, *1987
Großeltern | Ein Großvater ist viele Jahre vor meiner Geburt gestorben. Ich hatte aber einen "Adoptiv"-Großvater. An ihn denke ich sehr gerne, da er mir immer Witze erzählt hat.

Herr von und zu ..., *1968
Vater | Meinen Vater habe ich als einen sehr angenehmen Menschen in Erinnerung. Er hat mir in vielerlei Hinsicht freien Lauf gelassen, behielt aber stets die Übersicht.
Fürsorglich, verantwortungsbewusst und liebevoll, so würde ich ihn heute charakterisieren.
Ich bedaure sehr, dass er schon so früh (1986) verstorben ist. Manchmal fehlt er mir sehr, denn gern würde ich ihm meine charmante Frau vorstellen.

Steuerberaterin, *1979
Millennium | Bei meinen Eltern im Haus, aber auf einer Feier mit meinen beiden damaligen besten Freundinnen. Mein kleiner Bruder kam dauernd vorbei und nervte. Wir hatten kleines 2000-Jahr-Konfetti - das lag noch wochenlang überall rum. Damals war wir nicht so wirklich klar, wie einmalig es ist, dass ich die Jahrtausendwende miterleben durfte.

Organisationsentwickler, *1972
Sommermärchen | Unsere Töchter waren 2 Jahre bzw. 4 Monate alt und wir haben fast alle Deutschland-Spiele mit Freunden in unserem Garten geschaut.

Ergotherapeutin, *1946
Erster Schultag | Ich erinnere mich besonders an meine Schultüte .Sie war bis zur Spitze mit Süßigkeiten aus dem Westen gefüllt .

Ärztin, *1955
Großeltern | Sehr gute Erinnerungen an die Großeltern väterlicherseits, sie lebten in meinem Heimatort und ich war öfter auch dort über Nacht. Die andere Großmutter habe ich nur als alte herzkranke Frau mit "Einschlagfrisur" in Erinnerung

Lebenskünstlerin, *80
Erster Schultag | Nein. Komischerweise nicht.

Soldat, *1966
Prominenz | Helmut Kohl ganz nah, von dem hab ich bei seinem Besuch auf dem Fliegerhorst Laage eine ganze Fotoserie gemacht. Angela Merkel hab ich dort auch gesehen. Da ich im Dienst und in Fliegerkombi war, kam ich auch ohne Probleme durch alle Absperrungen und habe mit meiner AE 1 viele Fotos gemacht.
Und ich habe Walter Kempowski mehrfach getroffen bzw. besucht. Da gab es dann Bohnenkaffee und Kuchen.

Ärztin, *1951
Erster Computer | 2000, zum Briefeschreiben

Eine Frau, *1965
Erster Kuss | Sehr genau, Kolpinghaus Trier, er war Polizist

Soldat, *1966
Tiere | Hund. Weil ich seit meiner Kindheit immer Hunde um mich habe. Sie hören zu, geben wenig Widerworte und wenn man auf die Jagd geht, so wie ich, dann gehört ein Hund dazu. Wir hatten eigentlich immer Hunde, später auch Katzen. Und beide Parteien lebten immer friedlich nebeneinander. Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie gut unser Terrier klettern kann, ob er sich das von den Katzen abgeguckt hat.

Lehrer, *1986
Erster Computer | Den bekam ich ziemlich schnell, ein verrückt teueres Teil, das eigentlich nichts konnte. Damals hatten wir die Spiele noch auf Diskette. Aber die ersten Pornos wurden auch bald auf gebrannten CDs ausgetauscht.

Blumenbinderin, *1969
11. September 2001 | An jede einzelne Minute, wie, wo und was passierte. Das Entsetzen hat sich im Gefühl eingebrannt.

Krankenschwester, *1980
Erster Schultag | Auf der Schultüte waren Märchenfiguren, mein Tornister war gelb (meine Lieblingsfarbe), ich sass neben Reinhard und meine Lehrerin war sehr nett und ich war erstaunt, dass sie wusste, wer ich war.

eine Frau, *1965
Großeltern | Ja, viele. Sie haben mich aufgezogen

Germanistin, *1930
Mauerfall | Ja, aber war an dem Tag nicht in Berlin, verfolgte alles im Fernsehen, war emotional sehr bewegt: nun endlich wieder ein ganzes Deutschland und die Insel Westberlin ein schönes Festland!
Meine Schwester und ich fuhren sobald wir konnten mit der U-Bahn zur Friedrichstraße. Die Bahn war voll besetzt mit Menschen in schäbiger Kleidung, grau, jeder mit einem Beutel aus ausgefranstem Stoff, die Friedrichstraße mit Ruinen, Granateneinschüssen in den Fassaden, das Straßenpflaster fragmentarisch, holprig mit Schlaglöchern, alles so, als hätte der Häuserkampf erst gestern stattgefunden und nicht vor über 40 Jahren.

Eine Frau, *1980
Großeltern | Mein Großmutter väterlicherseits wohnte mit in unserem Haushalt bis sie Mitte der 90er starb. Sie starb zuhause und wurde im Flur eingesargt. Vermutlich gehöre ich zur letzten Generation, die das so noch erlebte. Meine Großeltern mütterlicherseits verstarben erst vor wenigen Jahren. Beide im Abstand von 24h. Sie haben mich in vielerlei Hinsicht sehr geprägt. Zu Schulzeiten war ich fast täglich zum Mittagessen dort.

Künstlerin, *1966
Millennium | Gemütlich Zuhause in Berlin mit dem Oldiesender, der die besten Songs der letzten 50 Jahre brachte. Mein Mann und ich fertigten lange Listen an, was wir glaubten, was auf welchem Platz landen würde und freuten uns über jede Übereinstimmung. Wir waren damals erst seit wenigen Wochen wieder zurück in Berlin und kannten niemanden dort. Wir dachten Silvester würde traurig und trübsinnig werden, aber es war lustig.
Wir sangen mit, tanzten durch die Wohnung und standen auf unserer Dachterrasse, es war alles voll Rauch, so viel wurde geböllert. Die Straßen sahen aus wie nach einem Bürgerkrieg und wir wußten gar nicht, wie wir unsere Hunde ausführen sollten. Die BSR hat aber alles recht schnell wieder bereinigt. "We kehr for you".

Frau, *1978
Erster Computer | Ein C64, auf dem man Spiele spielen konnte, wenn man Programmierbefehle eingehämmert hat.

Psychologe, *1969
Großeltern | Opa war Beamter und bei Kriegsende zwangsweise in den Ruhestand versetzt worden, das hat er nie verwunden. Oma war Assistentin des Bürgermeisters und hat für meinen Opa ihren Beruf aufgegeben, wahrscheinlich ein Fehler, sei hätte viel erreichen können.

Buchhändler, *1959
Stau | wer wäre ich, wenn nicht?

eine Frau, *1965
Erster Kuss | Ja, auf einer Geburtstagsfeier einer Schulfreundin, im Dunkeln und mit Musik im Hintergrund.

Lehrer, *1962
Auto | Mein erstes Auto war ein grüner Fiat Mirafiori, er hatte kaum PS. Dennoch hatte ich ihn nach kurzer Zeit zu Schrott gefahren. Er wurde durch einen gelben Mirafiori ersetzt. Mit dem Fuhren wir nach Frankreich, er war ein geräumiger Reisewagen. Leider nagte der Rost an ihm. Deshalb hatte ich ihn verkauft, bevor er verschrottet werden müsste.

Soziologe, *1981
Großeltern | Vor allen Dingen an meine Großmutter mütterlicherseits, die bereits verwitwet war, als ich geboren wurde. Jedes Wochenende besuchten wir sie, spielten in der alten Backstube (eine Konditorenfamilie), kletterten im Kirschbaum oder gingen ans Flusswehr. Den ersten und zweiten Weihnachtstag verbrachten wir auch immer dort, die ganze Großfamilie, mit die glücklichsten Tage meiner Kindheit.

Musiker, *1963
Sommermärchen | Warum soll ich mich an so etwas wie Fussball erinnern? Ich mag Fussball nicht, Fussball nervt, da er die Vermassung der Gesellschaft fördert und zum Prinzip macht. Die Verbrüderung wildfremder Menschen im Hinblick auf eine so irreale Sache wie Fussball macht mir Angst. Der in dieser Sportart gepflegte Nationalismus ist ein Graus.

Diplomingenieur, *1965
Erster Schultag | Ja, ich hatte eine schöne Schultüte. Und unsere Klassenlehrerin hatte ein Kunstlederkostüm an mit weißem Rollkragenpullover. Sie hieß Fräulein Schütze.

Krankenschwester, *1980
Großeltern | An meine Großmutter väterlicherseits. Sie wohnte mit im Haus und hat sich viel mit mir beschäftigt, gesungen, Märchen erzählt.... Sie starb als ich fünf war.

Mann, *1965
Möbel | Ja, eine rote, aus Holz gezimmerte Spielkiste, welche mein Opa selbst hergestellt hatte. Diese war von der Größe her für mich damals riesig, man konnte darauf sitzen. In meinen Erinnerungen wurde mir von meiner Tante dort immer bei Besuchen aus Kinderbüchern vorgelesen.

Psychologe, *1969
Millennium | In einem Wochenendhaus an den Ausläufern des Hunsrück. Es lag Schnee. Schön einsam.

Professor, *1960
Vater | »Mein Vater war der erste Mensch, den ich habe lesen sehen, und das entschied über mein Leben.« (Ludwig Harig) Mit einem Buch saß er abends im Sessel, die Füße hoch, ein Glas Mineralwasser neben sich. Als wir noch klein waren, nahm er uns auf seine Baustellen mit. Unterwegs gab es eine Bockwurst und einen halben Liter Milch. Im Keller hatte er sich eine Werkstatt eingerichtet.

Lehrerin, *1952
Tiere | Als Kind hatte eine Schulkameradin einen irischen Setter, um den ich sie beneidet habe. Nach wie vor finde ich diese Hunderasse besonders schön.

Pädagoge, *1971
Großeltern | Ja...Es gab häufig eine warme Schokolade oder Marzipan zu Weihnachten.

Frau, *1953
Gedicht | Wer reitet so spät durch Nacht und Wind / es ist der Vater mit seinem Kind... Nach einem Parforceritt ist bei der Ankunft das Kind tot. Goethe. Nun ja.

Lehrerin, *1952
Reise | In meiner Kindheit und Jugend ging es jeden Sommer für drei Wochen nach Juist, wo meine Oma in einer kleinen Sozialwohnung ohne jeden Komfort lebte. Für mich die große Freiheit! Für sie müssen es Zeiten mit stark erhöhtem Stress gewesen sein, war sie doch als Änderungsschneiderin permanent in Sorge um die erlesenen Garderoben in ihrer Wohnung. Ich bin ihr noch heute dankbar.

Mann1959
Sommermärchen | Sommermärchen liegt in der Luft. Gr0ßer leichter Fußball. Sympathisches gastfreundliches Deutschland mit magischen Trainern, die brennen für ihre Aufgabe. Viertelfinale beim Grillen bei einem Freund gesehen.

Steuerberaterin, *1979
Gedicht | Nicht wirklich - irgendwie kann ich mir nie mehr als ein paar Zeilen merken... wegen meiner Tochter kenne ich aber Kinderreime - Meine Mi- meine Ma- meine Mutter schickt mich her; ob der Ki-, ob der Ka, ob der Kuchen fertig wär; wenn er ni-, wenn er na-, wenn er noch nicht fertig wär; käm ich mi-, käm ich ma-, käm ich morgen wieder her.

Fahrlehrer, *1935
Auto | Das erste Auto nach der Führerscheinprüfung war ein DKW-Meisterklasse, Bauj.´39, viel Holz in der Karosserie, ein Zweitaktmotor mit 800 ccm und schon der wurde von mir mit Stolz gefahren. Straßenlage NULL und in jeder Kurve gefährlich, Höchsttempo 80 km/h, aber mangels Alternative vorsichtig gefahren. Die Ansprüche waren gering, der Besitzerstolz überwog. Er stand immer zuverlässig zur Verfügung.

Diplom-Bibliothekar, *1965
Reise | An eine Reise in die Bretgane als Jugendlicher kann ich mich noch sehr gut erinnern. Meine Geschwister und ich haben eine Flaschenpost ins Meer geworfen, schon während des Urlaubs bekamen wir Antwort von einem Einheimischen. Meine Familie hat ihn besucht, er erzählte vom Krieg und dass er im U-Boot versenkt worden ist. Daher rührte seine "Nie-wieder-Krieg-Haltung" - das hat mich tief beeindruckt.

Musiker, *1947
11. September 2001 | Mein Steuerberater war gerade bei mir zu Haus, als meine damalige Freundin anrief: Ich solle den Fernseher aufdrehen.

Ärztin, *1955
Sommermärchen | Ich war in Kaiserslautern auf dem Fanfest und habe einen Straßenumzug der Fans aus Paraquay gesehen und beim Public viewing ein Tor von Ronaldo für Brasilien. Und im Fernsehen so viele Spiele wie nur möglich.

med. techn. Asistentin, *1052
Erster Schultag | nein

Sportmanager, *1977
Großeltern | Zahlreiche. Der eine Großvater krank, schon immer. Zuerst kam er noch ab und an im Schlafanzug zum Essen die Treppe herunter. Später lag er nur noch im Bett und wir hatten Angst, wenn er geschrien hat. Aber immer um sein Bett postiert und Lieder gesungen. Der andere Großvater Pastor - ein kleiner Mann mit großer Ausstrahlung und einer festen Meinung. Und lustig. Beide Omas waren herzlicher, die eine dazu schlesisch korrekt, die andere schwäbisch herzlich. Ihre Enkel (und vor allem deren leibliches Wohl) gingen ihr über alles, da wurden die Eltern schon ab und zu zurechtgewiesen.

Lebenskünstlerin, *80
Spielzeug | Barbie.

Lehrerin, *1983
Spielzeug | Meine Brio-Holzeisenbahn.

Archäologe, *1974
Mauerfall | Wir saßen vor dem Fernseher (DDR) und konnten es nicht fassen. Erst die Westsender gaben etwas Gewißheit. Geblaubt habe ich es erst, als wir 3 Tage später an der Bornholmer Straße in Berlin über die Grenze durften.

Ergotherapeutin, *1946
Sommermärchen | Ich erinnere mich an den Freudentaumel im Ruhrgebiet . Überall war die Deutschlandfahne zu sehen , selbst mein damals "zweiundachtzigster" Vater ließ sich anstecken und von wildfremden Menschen umarmen.

Steuerberaterin, *1979
Mauerfall | Ja, meine Eltern schauten es sich im Fernsehen. Dann kam mein Vater zu mir und sagte, dass ich mir diesen Tag merken soll - es wäre ein besonderer Tag. Und ich könne stolz sein, dass ich ihn erlebt habe. So richtig anfangen konnte ich damals damit nichts...

Schüler, *1997
Erster Computer | Ja. Meinen ersten Computer hatte ich glaube ich mit ca. 11 Jahren. Davor hatte der Computer meiner Mutter gehört bis sie sich dann einen neuen gekauft hat und ich den alten haben durfte.

Soziologe, *1981
Sommermärchen | Ich erinnere mich vor allem an die unfassbare Hitze, die sechs Wochen lang ununterbrochen über dem Land lag. Hundstage.